Dating-Betrug ist sowohl offline als auch online weitverbreitet. In den meisten Fällen geht es den Tätern, die ihren ahnungslosen Opfern Dating-Interesse oder Liebe vorgaukeln, um die Erschwindelung größerer Geldsummen. Da während der Pandemie mehr Menschen als sonst unter Isolation und Einsamkeit leiden und das Internet als Kommunikationsmittel weiter an Bedeutung gewinnt, ist es zu einer Zunahme von Online-Dating-Betrug gekommen.
Viele Opfer waren vor den Betrugsfällen davon überzeugt, dass ihnen Derartiges niemals passieren könnte. Sie waren überrascht, wie überzeugend Kriminelle in Herzensangelegenheiten sind. In einem früheren Artikel haben wir erläutert, wie man Dating-Betrug erkennt und vermeidet. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen aktuelle Statistiken und neueste Fakten zu diesem Thema vor.
1. Dating-Betrug hat in den USA im Jahr 2020 zu Verlusten von über 300 Millionen USD geführt
Daten der Bundeshandelskommission der USA (Federal Trade Commission, FTC) zufolge führt Dating-Betrug in den USA zu höheren Verlusten als jede andere Art von Betrug. Die Opfer verloren 2019 etwa 201 Millionen USD, was eine Steigerung von sage und schreibe 40 Prozent gegenüber 2018 und mehr als eine Versechsfachung gegenüber 2015 bedeutet.
2020 erreichten die Verluste eine Höhe von 304 Millionen USD, was einer Steigerung um 50 Prozent gegenüber 2019 entspricht. Laut FTC stieg der Dating-Betrug mit Geschenkgutscheinen im letzten Jahr um 70 Prozent. Eine große Anzahl von Opfern hat Geld an Betrüger direkt überwiesen.
2. Opfer von Dating-Betrug in Kanada verloren 2020 mehr als 18,5 Millionen CAD
Die nationale Polizei Kanadas (Royal Canadian Mounted Police, RCMP) verzeichnete im Jahr 2019 fast 1.000 Fälle von Dating-Betrug. Darunter sind 682 Fälle, deren Verlust insgesamt 19 Millionen CAD betrug, durchschnittlich 28.000 CAD pro Opfer. Diese Verluste sind zwar signifikant, sie liegen aber unter denen von 22,5 Millionen CAD im Jahr 2018. In jenem Jahr verloren 760 Opfer durchschnittlich 30.000 CAD.
2020 setzte sich der Abwärtstrend fort. Die kanadische Zentrale für Betrugsbekämpfung (Canadian Anti-Fraud Centre) berichtete, dass 620 Opfer einen insgesamten Verlust von mehr als 18,5 Millionen CAD durch Dating-Betrug erlitten hatten. Es wird jedoch angenommen, dass viele Betrugsfälle nicht gemeldet werden und dass die tatsächliche Zahl bei etwa 900 liegt, was bedeutet, dass weitaus größere Verluste wahrscheinlich sind.
3. Australier verloren 2021 mindestens 56 Millionen AUD durch Dating-Betrug
2019 verloren Australier insgesamt 634 Millionen AUD durch Betrug. Ein erheblicher Teil davon (83 Millionen AUD) betraf Dating-Betrug. Die höchsten Verluste (126 Millionen AUD) wurden durch Investitionsbetrug verursacht.
2020 und 2021 war Ähnliches zu verzeichnen. Bis jetzt wurden die Verluste durch Dating-Betrug des Jahres 2021 mit 56 Millionen AUD beziffert, aber diese Zahl wird voraussichtlich höher sein, wenn alle Daten gesammelt sind. Wie wohl überall, werden auch in Australien nicht alle Fälle von Betrug gemeldet; es wird geschätzt, dass dies nur ein Drittel der Opfer tut.
4. Etwa 33 Prozent der Verluste ereigneten sich über soziale Medien
Einen Teil der oben genannten Betrugsfälle meldeten die Opfer Scamwatch. Diese Einrichtung der Australischen Kommission für Wettbewerb und Verbraucherschutz (Australian Competition and Consumer Commission, ACCC) erhielt 2019 mehr als 4.000 Berichte über Dating-Betrug. Bei den Verlusten handelte es sich um insgesamt 28,6 Millionen AUD. Rund ein Drittel dieser Betrügereien fand über soziale Medien statt.
2020 wurden ähnliche Zahlen verzeichnet. Nach offiziellen Angaben wurden in Australien rund 23 Millionen AUD über soziale Medien gestohlen. Soziale Medien haben sich also auch im Jahr 2020 als ein bedeutender Angriffsvektor für Dating-Betrug erwiesen.
Instagram war mit 8,8 Prozent das am häufigsten für diese Art von Betrügereien genutzte soziale Netzwerk. Was finanzielle Auswirkungen angeht, war Facebook mit 7,3 Prozent der Verluste führend.
Die Hauptschauplätze von Dating-Betrug sind allerdings Online-Dating-Sites. Auf diesen fanden 17 Prozent der Fälle statt. Eine Statistik aus dem Jahr 2020 zeigt, dass Personen, die 55 Jahre oder älter sind, die höchsten finanziellen Verluste durch diese Art von Betrug erleiden (siehe Abbildung).
5. Betrüger wenden sich mehr und mehr Apps wie Google Hangouts zu
Eine von Scamwatch gemachte Beobachtung ist, dass Dating-Betrüger zunehmend Apps wie Google Hangouts für ihre Zwecke verwenden. Andere nutzen Online-Spiele wie Words with Friends oder Scrabble. Ein wesentlicher Grund für dieses Vorgehen scheint zu sein, auch Personen erreichen zu wollen, die eigentlich keine romantische Beziehung im Sinn haben. Delia Rickard, die stellvertretende Vorsitzende der ACCC, gibt an, dass ihre Einrichtung eine Zunahme von Berichten von Menschen verzeichnet, die in Dating-Betrug verwickelt wurden, obwohl sie ursprünglich keine Beziehung gesucht hatten.
640.973 AUD wurden durch 142 Betrügereien bei Google Hangouts und 598.075 AUD durch 38 Betrügereien bei Words with Friends verloren.
6. Banküberweisungen und Geschenkgutscheine sind häufigste „Zahlungsmethoden“
Scamwatch hat herausgefunden, dass 33,8 Prozent der Verluste durch Banküberweisungen entstanden sind. Eine andere „Zahlungsmethode“ sind Geschenkgutscheine, beispielsweise für Google Play, iTunes, Steam und andere Plattformen. Diese machten 30,8 Prozent der Verluste aus.
Diese Ergebnisse wurden von der Bundeshandelskommission der USA bestätigt. Sie hat festgestellt, dass Dating-Betrug mit Geschenkgutscheinen im Jahr 2020 um 70 Prozent zugenommen hat. Die Gutscheine wurden von den Opfern hauptsächlich per Post versendet. Aber auch PIN-Nummern für digitale Geschenkgutscheine wurden übermittelt.
7. Australische Frauen berichten weitaus höhere Verluste als australische Männer
54,9 Prozent der Meldungen bei Scamwatch kamen von Frauen und 43,3 Prozent von Männern. Eine noch größere Diskrepanz gab es in Bezug auf den monetären Verlust. Frauen verloren 21,5 Millionen AUD (rund 75 Prozent der Gesamtverluste) und Männer rund 7 Millionen AUD. Am wahrscheinlichsten waren 45- bis 64-Jährige betroffen, die 1.470 Betrugsmeldungen machten und Verluste von mehr als 18 Millionen AUD (rund 63 Prozent der Gesamtverluste) erlitten.
8. US-Senioren verloren 2019 etwa 84 Millionen USD durch Dating-Betrug
In einem Bericht der Bundeshandelskommission der USA ist angegeben, dass der größte Teil der Verluste durch Dating-Betrug bei über 60-Jährigen zustande kommt. Über 80 Millionen USD an Verlusten wurden von 60- bis 79-Jährigen und 3,3 Millionen USD von über 80-Jährigen gemeldet. Im Jahr 2020 erlitten über 70-Jährige mit durchschnittlich 9.475 USD pro Person die höchsten individuellen Verluste.
Allerdings war 2020 auch ein starker Anstieg an Opfern im Alter zwischen 20 und 29 Jahren zu verzeichnen. Diese Altersgruppe meldete im Vergleich zu 2019 doppelt so viele Fälle von Dating-Betrug.
2018 war der durchschnittliche individuelle Verlust durch Dating-Betrug 2.600 USD. Über 70-Jährige erlitten einen durchschnittlichen Verlust von 10.000 USD.
9. Es wird angenommen, dass 1 von 7 Dating-Profilen unecht ist
Im Rahmen einer Untersuchung über Dating-Betrug im Jahr 2018 sprach das Better Business Bureau (BBB) mit einem Dienst, der im Auftrag von Dating-Unternehmen Online-Profile überprüft. Wie BBB erfuhr, sind durchschnittlich etwa 500.000 der 3,5 Millionen Profile, die monatlich beobachtet werden, nicht echt. Ein Experte des Dienstes wies darauf hin, dass zu jedem Zeitpunkt etwa 25.000 derartige Betrüger online sein könnten.
10. Bis zu 30 Prozent der Opfer von Dating-Betrug werden zu Geldkurieren
Ein Bericht des Better Business Bureau (BBB) aus dem Jahr 2019 beschreibt, wie Opfer von Dating-Betrügern selbst zu Kriminellen werden, nämlich indem sie als Geldkuriere, auch „Money Mules“ genannt, fungieren. Money Mules überweisen im Auftrag von Betrügern Geld an andere Betrüger, die sich meistens im Ausland befinden. Laut BBB sind Money Mules oft ahnungslose Opfer von Dating-Betrug, die wegen ihrer Geldtransfer-Aktivitäten in rechtliche Schwierigkeiten geraten können.
Laut einer Schätzung von Terrill Caplan von Fraud Aid, einer Organisation, die sich für Betrugsopfer einsetzt, wurden 2018 etwa 20 bis 30 Prozent der Opfer von Dating-Betrug als Geldkuriere missbraucht.
2020 wies das FBI darauf hin, dass die Pandemie dazu geführt hat, dass immer mehr Menschen Opfer von Dating-Betrug werden und sich zu Geldkurier-Aktivitäten verleiten lassen.
Titelseite des Berichts des Better Business Bureau (BBB)
Das FBI warnt außerdem davor, dass Opfer von Dating-Betrug unwissentlich zu Drogenkurieren werden können. Es gab diesbezüglich bereits viele Verhaftungen, sowohl im In- als auch im Ausland.
11. Frauen mittleren Alters werden häufiger Opfer von Dating-Betrug
Eine Studie einer italienischen Forschergruppe aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass 63 Prozent der Social-Media-Nutzenden mindestens einmal Opfer eines Dating-Betrugs geworden sind, im Vergleich zu 3 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Studie gibt außerdem die wahrscheinlichsten Merkmale der Opfer an:
- weibliches Geschlecht
- mittleres Alter
- höherer Grad an Neurotizismus
- Tendenz zu romantischen Idealisierungen von affektiven Beziehungen
- starkes Bedürfnis nach Abwechslung, Erlebnissen und Abenteuer
- Impulsivität
- Suchtanfälligkeit
12. Im Jahr 2020 führte Dating-Betrug im Vereinigten Königreich zu Verlusten von über 68 Millionen GBP
Im Vereinigten Königreich wurden Daten zu diesem Thema zum letzten Mal im Jahr 2020 veröffentlicht. Diese zeichnen ein düsteres Bild: Laut Action Fraud hat Dating-Betrug dazu geführt, dass mehr als 68 Millionen GBP an Kriminelle gezahlt wurden. Die Opfer verloren im Durchschnitt jeweils 7.850 GBP. Nach Angaben von Behörden gab es eine 20-prozentige Zunahme von Banküberweisungen in Zusammenhang mit Dating-Betrug.
13 Im Vereinigten Königreich verlieren weibliche Opfer von Dating-Betrug doppelt so viel Geld wie männliche
Ein Action Fraud-Bericht aus dem Jahr 2019 besagt, dass 63 Prozent der Opfer von Dating-Betrug weiblich sind und dass Frauen im Durchschnitt doppelt so viel Geld verlieren wie Männer. Das Durchschnittsalter der Opfer betrug 50 Jahre. 42 Prozent der Opfer gaben an, dass Dating-Betrug ihr finanzielles Wohlergehen oder ihre Gesundheit erheblich beeinträchtigt hat.
14. Einsamkeit am Valentinstag macht 52 Prozent der Menschen anfälliger für Betrug
Eine britische Studie von ESET aus dem Jahr 2020 hat ergeben, dass mehr als die Hälfte der Befragten am oder um den Valentinstag anfälliger für Catfishing ist und dass dies in Einsamkeitsgefühlen begründet liegt. Catfishing ist eine Täuschung, bei der eine Person in einem sozialen Netzwerk eine gefälschte Online-Identität erstellt und sich zielgerichtet ein bestimmtes Opfer aussucht. 13 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Nutzung von Dating-Sites oder -Apps sie anfälliger für Cyberkriminalität macht.
15. Viele Opfer betrauern den Beziehungsverlust mehr als den finanziellen Verlust
Eine Studie aus dem Jahr 2015 gibt Aufschluss über die psychologischen Auswirkungen von Online-Dating-Betrug. Wie sich herausgestellt hat, betrauern die meisten Opfer den Verlust der Beziehung mehr als die finanziellen Verluste. Außerdem nutzen einige Opfer Verleugnung als Bewältigungsstrategie, was sie anfällig für weiteren Betrug macht.
16. Betrüger nutzen oft ein Netz aus Online-Konten
Dating-Betrug wird immer ausgefeilter und Betrüger erstellen oft ein Netz aus Online-Konten, das ihnen hilft, ihre unwahren Geschichten zu untermauern. Beispielsweise richten sie zusätzlich zu einem Online-Dating-Profil auch Konten bei LinkedIn, Facebook, einer Bank und anderen Websites ein, um ihre Identität zu „beweisen“.
17. Dating-Betrüger agieren oft in Gruppen
Viele Betrüger erstellen nicht nur unechte Konten, sondern arbeiten auch mit anderen im Team zusammen. Diese anderen Teammitglieder geben sich beispielsweise als Geschäftspartner, Anwälte, Familienangehörige, Freunde oder Bekannte aus, was dazu dient, die Glaubwürdigkeit des Betrügers zu stärken. Derartige Teams sind wie eine Gruppe von Schauspielern, die eine Vorstellung geben.
18. Bei 27 Prozent der Nutzenden von Online-Dating-Diensten fand Catfishing statt
Eine britische Studie hat ergeben, dass mehr als ein Viertel der befragten Nutzenden von Online-Dating-Sites in den letzten 12 Monaten Catfishing ausgesetzt war. Darüber hinaus gaben 21 Prozent an, dass sie von einer Person, die sie online kennengelernt hatten, um Geld gebeten wurden oder dass sie einer solchen Person Geld gegeben haben.
19. Immer mehr Menschen finden Liebe online
Einer der Gründe für den Erfolg von Dating-Betrug ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen online nach Liebe suchen. Viele finden auf diese Weise auch tatsächlich Liebe. 2019 trafen sich in den USA 39 Prozent der heterosexuellen Paare online. Im Vereinigten Königreich beginnt etwa jede 3. Liebesbeziehung im Internet. Die Dating-Website eharmony hat prognostiziert, dass bis 2031 mehr als die Hälfte der Beziehungen online beginnen wird.
20. Ein deutscher Mann wurde durch Catfishing um 100.000 EUR betrogen
Ein 26-jähriger Mann aus der Nähe von Augsburg verlor eine beträchtliche Geldsumme, nachdem er eine Frau über eine Online-Dating-App kennengelernt hatte. Die Frau hatte ihn aufgefordert, in Kryptowährungen zu investieren, in einer Zeit, als dies günstig schien. Er investierte immer mehr von seinen Ersparnissen und bemerkte erst, dass er betrogen worden war, als er seine Geliebte bat, ihm Geld auszuzahlen. (Quelle: Financial District)
Häufige Arten von Online-Dating-Betrug in Deutschland
Die häufigsten Arten von Online-Dating-Betrug in Deutschland sind Geldüberweisungen, Identitätsdiebstahl und Anlagebetrug.
- Geldüberweisungen. Hierbei wird in der Regel eine größere Geldsumme von einer Person an eine andere überwiesen, um Waren oder Dienstleistungen zu bezahlen. Die Waren werden jedoch nie geliefert und die Dienstleistungen nie ausgeführt.
- Identitätsdiebstahl. Bei dieser Form des Betruges werden Informationen wie Kreditkartennummern oder Sozialversicherungsnummern gestohlen, um Zugang zu Bankkonten oder anderem finanziellem Vermögen zu erhalten.
- Anlagebetrug: Hierbei wird eine Anlagemöglichkeit mit geringem Risiko und hohen Renditen offeriert, die sich später als betrügerisch herausstellt.
In anderen Fällen findet Betrug statt, indem gefälschte Dokumente wie Visa oder Pässe gegen Geld angeboten werden. Darüber hinaus können Sexualstraftäter und andere Gewaltverbrecher versuchen, über Dating-Sites Beziehungen zu ahnungslosen Singles aufzubauen. Diese Personen stellen ein erhebliches Risiko dar.
Um sich vor den Risiken des Online-Datings zu schützen, sollten Sie im Umgang mit Fremden Vorsicht walten lassen. Geben Sie keine persönlichen Informationen wie Ihre Adresse oder Bankdaten heraus. Es ist außerdem ratsam, Dating-Profil-Übereinstimmungen gründlich zu recherchieren, bevor Sie sich bereiterklären, die Person zu treffen. Wenn eine Übereinstimmung zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist sie wahrscheinlich auch nicht wahr und die Person sollte besser gemieden werden.
Indem Sie diese Ratschläge befolgen und vorsichtig und wachsam sind, können Sie die Wahrscheinlichkeit, beim Online-Dating betrogen zu werden, erheblich verringern.
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